Saarland – Moselle - Luxemburg

Villeroy & Boch: Eine französisch-luxemburgisch-deutsche Industriegeschichte

Villeroy & Boch, gegründet in Lothringen, blickt auf 276 Jahre Erfahrung in der Keramikherstellung zurück und hat den Weltmarkt für hochwertige Tischkultur und Sanitärprodukte erobert. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich weiterhin in der saarländischen Fabrik in Mettlach, wo die Marke ein Outlet eröffnet hat und die historische Abtei restauriert.

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© Villeroy & Boch.

Zwischen 1955 und 2013 haben fünf Päpste ihre Speisen und Getränke auf Geschirr von Villeroy & Boch genossen. Dies zeigt die Reputation, die sich das deutsch-französische Unternehmen in seiner 276-jährigen Geschichte aufgebaut hat. Auch heute befindet sich der Hauptsitz weiterhin in Mettlach, in der Nähe von Merzig im Saarland.

Ein Blick in die Geschichte…

Villeroy & Boch ist ein wichtiger Teil der Großregion. Im Jahr 1748 begann François Boch in seiner Heimatstadt Audun-le-Tiche in Lothringen mit der Herstellung von Keramik. Die Nachfrage war groß, insbesondere in Luxemburg, wo er sogar die Aufmerksamkeit der Kaiserin Maria Theresia auf sich zog. So entstand die erste Fabrik in Septfontaines, in der die Serie Alt Luxemburg mit ihren floralen Mustern produziert wurde – ein Design, das bis heute existiert.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts expandierte das Unternehmen stark. Die Nachkommen von François Boch erwarben eine Benediktinerabtei in Mettlach und verwandelten sie in eine moderne und für die damalige Zeit wettbewerbsfähige Produktionsstätte. Um sich auf dem internationalen Markt behaupten zu können, fusionierten die Bochs 1836 mit der konkurrierenden Steingutfabrik von Nicolas Villeroy, einem Lothringer, der in Metz, Saint-Avold und Vaudrevange tätig war. So entstand Villeroy & Boch, dessen Firmensitz seit 1809 in der Abtei von Mettlach ist.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts gelang es Villeroy & Boch, ästhetisches Geschirr, das früher den Eliten vorbehalten war, für die breite Masse zugänglich zu machen. Sie entwickelten hochwertiges und kostengünstiges Fayence, das Porzellan optisch sehr ähnlich war. Anfang des 20. Jahrhunderts eroberte das Unternehmen mit seinen Sanitärprodukten auch den Markt der Mittelschicht – von Badewannen über Spülbecken bis hin zu Toiletten. Gleichzeitig passten sich die Geschirrkollektionen den Modetrends an, vom Bauhaus-Stil bis hin zum berühmten Art Déco. Die beiden Weltkriege und ihre Nachwirkungen stellten jedoch große Herausforderungen für das Unternehmen dar, das – wie die Saarregion insgesamt – zwischen Deutschland und Frankreich hin- und hergerissen war.

Eine erfolgreiche Internationalisierung

Heute dient die Fabrik in Mettlach als historisches Aushängeschild der Marke, ähnlich wie Bugatti mit dem Château Saint-Jean in Dorlisheim. Darüber hinaus hat Villeroy & Boch zahlreiche Standorte weltweit. Während die Keramikfliesen aus Lautenbach in Deutschland stammen, werden viele andere Produkte in osteuropäischen Ländern wie Rumänien und Ungarn hergestellt.

2008 übernahm Villeroy & Boch die thailändische Sanitärmarke Nahm – ein entscheidender Schritt in der Eroberung des asiatischen Marktes. Ab 2009 waren die Konsequenzen der Weltfinanzkrise jedoch spürbar und hatte Auswirkungen auf die Organisation des Unternehmens, das heutzutage 6.500 Mitarbeiter beschäftigt. Im Jahr 2024 gelang Villeroy & Boch zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte ein konsolidierter Umsatz von über einer Milliarde Euro – trotz vorübergehender Kurzarbeit im Jahresverlauf. Dieser Erfolg ist teilweise auf die Übernahme des belgischen Unternehmens Ideal Standard Ende 2023 zurückzuführen, einem wichtigen Akteur im Bereich Badezimmerlösungen.

Mettlach 2.0

Trotz seiner globalen Ausrichtung bleibt Villeroy & Boch seinen Wurzeln treu. Im Rahmen des Programms Mettlach 2.0 wurde am 2. November ein Outlet eröffnet, das sich in der ehemaligen Fayencerie befindet, in der im frühen 19. Jahrhundert die ersten Geschirrserien produziert wurden. Zudem hat das Unternehmen Renovierungsarbeiten in der Abtei durchgeführt. So verbindet Villeroy & Boch Altes mit Modernem, um noch mehr Besucher anzuziehen, die die Geschichte der Marke und ihre bedeutende Rolle in der Großregion entdecken möchten. 

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