Nach 30 Jahren ist die Straßenbahn in Straßburg ein Riesenerfolg
Die Straßenbahn, die vor genau 30 Jahren nach Straßburg zurückkehrte, hat die Stadtplanung der elsässischen Hauptstadt revolutioniert und andere Städte in Frankreich und im Ausland inspiriert. Trotzdem wird es keine Erweiterung im Norden geben.
Mit den „Trente glorieuses“, (die dreißig Glorreichen), hat sich das Auto als Fortbewegungsmittel durchgesetzt. Die noch verbliebenen Straßenbahnen verschwanden schnell aus den Stadtbildern Frankreichs, während einige weiterhin in deutschen, schweizerischen und belgischen Städten verkehrten. Die Stunde der Revanche der Straßenbahn in der elsässischen Hauptstadt schlug im November 1994, als unter der Amtszeit der Sozialistin Catherine Trautmann und dank der Federführung des Stadt- und Landschaftsplaners Alfred Peter eine neue Linie eingeweiht wurde. Die Straßburger wurden Zeugen einer Revolution.
Ein Vorbild für viele Städte
„Die Rückkehr der Straßburger Straßenbahn war sowohl ein Verkehrs- als auch ein Stadtplanungsprojekt. Sie hat die in den Kurven quietschenden Autos vergessen lassen. Sie diente vielen französischen Städten als Vorbild, als dieses Verkehrsmittel dort sein Comeback feierte. Auch die Deutschen waren begeistert", erinnert sich der Stadt- und Landschaftsplaner Alfred Peter.
Das Stadtleben gewinnt an Qualität
Heilbronn, Kiel, Nürnberg, aber auch Luxemburg... die Straßburger Straßenbahn hat weit über Frankreich hinaus inspiriert. Die Formel für ihren Erfolg lässt sich in einem Satz zusammenfassen: „Die Nutzung des öffentlichen Raums ins Gleichgewicht bringen“, so der 60-Jährige. Entlang der Trasse sind Fußgängerzonen und Fahrradwege aufgeblüht. Die Vorzüge der Straßenbahn in Straßburg sind vielfältig, betont Albert Peter: „Eine Straßenbahn ist keine U-Bahn. Indem sie durch reiche und arme Viertel fährt, bringt sie die Welten einander näher und ist ein Faktor des Zusammenhalts. Wo die Straßenbahn fährt, wird es auch schöner: Das Stadtleben gewinnt an Qualität, Industriegebäude werden neu qualifiziert [ihnen wird ein zweites Leben geschenkt, Anm. d. Red.].“
Wenn der Zug sich an die Straßenbahn anpasst
Alfred Peter nennt dies die „erste Zeit des Jahres 1 der Straßburger Straßenbahn“. In einer „zweiten Phase“ angesichts des Erfolgs wurde das Netz ausgebaut. In der Eurometropole Straßburg gibt es 6 Linien... und seit 2017 gibt es auch eine die bis in die deutsche Nachbarstadt Kehl fährt. „Wir hatten uns bei der Schätzung der Fahrgastzahlen zwischen Straßburg und Kehl völlig geirrt. Es sind viel mehr als erwartet. Die Verlängerung der Strecke hat den Verkehr in beide Richtungen intensiviert. Vor kurzem hat die Deutsche Bahn einen TER-Zug zwischen Karlsruhe und Kehl eingeführt, der direkt mit der Straßenbahn verbunden ist“, erklärt der Elsässer.
Sackgasse bei der Klimarevolution
Die von Alfred Peter entworfene und von der aktuellen grünen Stadtverwaltung getragene Erweiterung des Netzes im Norden der Stadt sollte eine neue Ära für die Straßenbahn einleiten. Das Projekt wäre auch interessant für das Klima gewesen. Die geplanten Umgestaltungen, darunter die Beseitigung eines Straßenkreuzes, sollten die Luftzirkulation fördern. „Das Projekt Tram Nord gehört zu einem Klimaprojekt, das die gesamte Stadt betrifft. Die Idee ist, durch hindernisfreie Korridore frische Luft von außen in das dichte Stadtzentrum zu leiten, um sie dort zu kühlen“, erläutert der Stadtplaner.
Fehleinschätzung?
Das Projekt wird aber nicht verwirklicht werden, zumindest nicht in seiner ursprünglichen Form. Die öffentliche Anhörung, deren Ergebnisse am Montag, den 9. Dezember bekannt gegeben wurden, endete mit einer „ablehnenden Stellungnahme“. „Die Debatte konzentrierte sich auf die Auswirkungen auf das Straßensystem, während die Disruptivität des Projekts in seiner klimatischen Dimension liegt“, bedauert Alfred Peter. Die Straßburger Stadtverwaltung teilte Voisins-Nachbarn ihre „Enttäuschung“ mit: „Wir müssen diese Stellungnahme genauer analysieren, um genau zu verstehen, was an unserer Argumentation nicht überzeugen konnte.“ Sie betont, dass „die Gründe, die dieses Projekt rechtfertigen, immer noch aktuell sind. Es müssen Antworten für den Norden [der Eurometropole] gefunden werden“.
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