Meisenthal oder die Wiederbelebung der Glasherstellung
Der Glashersteller bei Meisenthal begann schon früh mit seiner Umstellung, wodurch er heute eine einzigartige Stellung in Frankreich einnimmt. Wie es mittlerweile Tradition ist, geht er auch dieses Jahr mit originellen Weihnachtskugeln eines Berliner Designers in das Jahresende.
Im Gegensatz zu den großen Namen der lothringischen Luxusgüterindustrie wie Lalique oder Saint-Louis ist das Schicksal der kleinen Glas- und Kristallfabriken an der Mosel oft schwierig und unruhig, wie zum Beispiel die Kristallfabrik in Vallerysthal, deren Fabrikladen von der für 2021 geplanten gerichtlichen Liquidation der Muttergesellschaft betroffen war. Im Oktober letzten Jahres kündigte der Gemeindeverband Sarrebourg-Moselle Sud seinen Willen an, das Ruder wieder in die Hand zu nehmen, und stellte zwei Projekte zur Sanierung des 310 Jahre alten historischen Erbes vor.
Kurve sehr früh genommen
Die Initiative erinnert an den Ansatz des Gemeindeverbands Bitche, der 1979 die Wiederbelebung des Glashüttenstandorts Meisenthal initiierte. Heute zieht sie 90.000 Besucher pro Jahr an, mit einer Eigenfinanzierung von 90 %, die hauptsächlich auf das Centre international d'art verrier (CIAV) zurückzuführen ist, einem Budget von 3 Millionen Euro und einem Team von 30 Mitarbeitern. Das ist natürlich weit entfernt von den 650 Mitarbeitern, die zur Blütezeit in den 1920er Jahren in Meisenthal arbeiteten.
Die 1704 gegründete Glashütte, die sich auf Becher und Tischkultur spezialisiert hatte, war in den 1960er Jahren angesichts der Mechanisierung der Industrie und der Konkurrenz durch Billigprodukte untergegangen. Seine Umgestaltung führte 1983 zur Gründung des Glasmuseums, gefolgt vom CIAV. Dieses Kulturprojekt zielt darauf ab, das Know-how der Glasherstellung zu bewahren und weiterzugeben, indem es insbesondere zeitgenössische Designer unterstützt und neue Handwerker ausbildet.
Eine Kaktus-Kugel am Weihnachtsbaum
So bietet Meisenthal jedes Jahr eine sehr beliebte Kollektion von Weihnachtskugeln an. Für 2024 wurde der Berliner Designer Mark Braun mit der Gestaltung beauftragt. Er entwarf für diese Kollektion mit dem Namen „Weihnachten auf dem Balkon“ eine Kaktuskugel als Mahnmal gegen die globale Erwärmung. Der Künstler selbst entdeckte Meisenthal durch einen vom CIAV angebotenen Workshop im Jahr 2012 und hat sich seitdem immer für die Glasarbeit interessiert.
3D-Prototypenstudien auf der Grundlage von Kaktusfeigen und Kakteen. © Communauté de Communes du Pays de Bitche, CIAV Meisenthal
Dank einer architektonischen Meisterleistung sowohl erhalten als auch umgestaltet, hat Meisenthal,nun etwas Einzigartiges zu bieten: Manufakturen, Geschäfte, Vorführungen im CIAV und ein kulturelles Angebot in der Glashalle an einem Ort. Die Glasfabrik beherbergt Künstler in Residence, organisiert Filmvorführungen, veröffentlicht Publikationen und vieles mehr.
Halle Verrière. © Communauté de Commnes du Pays de Bitche, CIAV Meisenthal.
Im Dezember wird's leuchten
Bis zum Jahresende ist eine ganze Reihe von Veranstaltungen geplant, darunter die Halle aux Lumières vom 22. November bis 29. Dezember, ein immersives Lichterlebnis, ein Konzert von Ibrahim Maalouf am 2. Dezember oder ein Bal-Konzert mit dem Cirque Inextremiste am 7. Dezember.
Die Weihnachtssaison zieht fast die Hälfte der jährlichen Besucher des Geländes an und bietet drei Monate lang Aufführungen, Konzerte und Vorführungen von Kunsthandwerkern. Ein weiterer Beweis für den Erfolg der Glas- und Kristallkunst ist, dass Meisenthal zusammen mit dem Lalique-Museum und dem Kristallmuseum in Saint-Louis Teil des Netzwerks „Etoiles terrestres“ ist. Sie liegen etwa 10 km voneinander entfernt und ziehen in diesem Teil der Nordvogesen jährlich 150 000 Besucher an, während sie gleichzeitig ein Know-how aufwerten.
© CIAV Meisenthal, Halle Verrière
Anfertigung der Weihnachtskugel für die Ausgabe 2024, Kaktus, Weihnachten auf dem Balkon, entworfen von dem Berliner Mark Braun. © CIAV de Meisenthal
