Baden - Basel

„Form Follows Motion": Vitra-Designer zieht Nike an

Der Schweizer Hersteller von Designmöbeln eröffnete am Samstag, den 21. September, die nach eigenen Angaben erste museale Ausstellung über die Sportmarke Nike. Auf dem Gelände des Unternehmens in Baden, das von Gebäuden berühmter Architekten geprägt ist, sticht der Turnschuh heraus.

03-vdm-nike-form-follows-motion
Publication » Nike: Form Follows Motion« © Vitra Design Museum, graphic design:Daniel Streat, Visual Fields

Wenn man die Inneneinrichtung seiner Zeitgenossen pflegt, ist es schade, das äußere Erscheinungsbild zu vernachlässigen. Nach einem Brand, der 1981 die Produktionsstätte von Vitra in Weil-am-Rhein zerstörte, beschloss der Schweizer Spezialist für Innenarchitektur, führende Architekten mit dem Wiederaufbau seiner Fabrik und der Gestaltung der Gebäude zu beauftragen, die wie Pilze aus dem Boden schossen und heute den Vitra Campus bilden. Der öffentlich zugängliche Komplex am Fuße südbadischer Weinberge, nur einen Steinwurf von Basel entfernt, ist eine Dauerausstellung für hochwertige Architektur und Innenarchitektur. Er beherbergt auch wechselnde Ausstellungen. Bis zum 4. Mai 2025 beleuchtet die Ausstellung Nike: Form Follows Motion im Vitra Design Museum das Design der Marke mit dem berühmten Komma.

Design, Sport und Gesellschaft

vdm-portrait-direktor-mateo-kries-2-original-foto-lucia-hunziker

Mateo Kries, directeur du Vitra Design Museum © Lucia Hunziker.

"Wir wollten schon lange eine Ausstellung über Design und Sport machen. Als wir darüber mit Nike sprachen, erfuhren wir mehr über ihr unglaubliches Designarchiv – einen riesigen Schatz, der noch nie in einer Ausstellung präsentiert worden war. Sie bietet die einzigartige Möglichkeit, die Verbindung von Design und Sport unter dem Brennglas einer einzelnen Marke zu untersuchen und dabei auf einen großartigen Fundus an Objekten zurückzugreifen, von denen man viele noch nie gesehen hat",  berichtet Mateo Kries, Leiter des Vitra Design Museums.

glenn-portrait-creditjohn-michael-kohler-art-center

Glenn Adamson, Kurator der Ausstellung © John Michael Kohler Art Center.

"Neben der Entwicklung ikonischer Produkte untersuchen wir auch den gesellschaftlichen und geschichtlichen Kontext rund um Nike. Sport hat in den letzten 50 Jahren einen enormen Einfluss auf unsere Körperwahrnehmung gehabt. Unsere Ausstellung zeigt, wie das Unternehmen diese Entwicklung mit angestoßen hat und sich dabei selbst vom ursprünglichen Schwerpunkt auf Performance hin zu mehr Diversität und Inklusion entwickelt hat. Mit der Untersuchung der Designkultur von Nike erhalten wir Einblicke in ein größeres, gesellschaftliches Gesamtbild", verspricht Glenn Adamson, Kurator der Ausstellung.

Von den ersten Schritten bis zum Weltpodium

In dem vom Architekten Franck Gehry entworfenen Gebäude werden in vier chronologischen Abschnitten Prototypen von ikonischen Modellen, Originalzeichnungen, Designstudien, Filme und Fotografien gezeigt, die größtenteils aus dem Nike-Archiv stammen. „Track“ (Spur) zeigt die ersten experimentellen Schritte des Unternehmens vor seiner Gründung im Jahr 1972 und die Entwicklung der Unternehmenskultur und des Unternehmensimages. „Air“ bezieht sich auf die berühmte Technologie, mit der die Sohlen der Marke seit den 1980er Jahren ausgestattet sind, und beschreibt den Erfolg der Marke und ihre Verbreitung von der Leichtathletik auf andere Sportarten und sogar auf die Popkultur. „Sensation“ bezieht sich auf die Innovationen, die seit den 1990er Jahren entstanden sind. Sie wurden oft vom Nike Sport Research Lab entwickelt und sind stärker auf diese Dimension sowie auf Nachhaltigkeit ausgerichtet (Nike Free, Vaporfly, 3D Flyknit Stricktechnik usw.). Anhand einer Auswahl der 50 markantesten Produkte, die in Zusammenarbeit mit externen Designern wie Virgil Abloh, Hella Jongerius und Comme des Garçons entstanden sind, hinterfragt „Relation“ die gegenseitigen Einflüsse sowie die Stellung der Marke und des Sports in der Gesellschaft und in ihrer Entwicklung.

19-vdm-nike-form-follows-motion

Skizze eines Air Max, Tinker Hatfield, 1986© Nike, Inc.

Eine Sammlung von Architekten

Nach der Ausstellung muss der Besuch noch nicht zu Ende sein. Sie kann im Vitra Schaudepot fortgesetzt werden, das von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron entworfen wurde und 400 Möbelstücke von 1800 bis zur Gegenwart zeigt. Dieses Ensemble ist nur ein Teil der Sammlungen des Vitra Design Museums, die fast 7.000 Möbelstücke, mehr als 1.000 Leuchten und mehrere Nachlässe berühmter Designer umfassen. Das 2016 eröffnete Gebäude beherbergt eine zweite Sonderausstellung: Science Fiction Design: From Space Age to Metaverse beschäftigt sich bis Mai 2025 mit den wechselseitigen Einflüssen von Science Fiction und Design.

77309-vitra-design-museum-master

Das Vitra Design Museum, entworfen vom Architekten Franck Gehry. © Vitra

Der Vitra Campus, der insgesamt etwa 20 Gebäude, Einrichtungen und Außenanlagen von weltweit renommierten Architekten und Künstlern umfasst, ist an sich schon ein spannender Ort. Beispiele sind die beiden Fabrikgebäude von Nicholas Grimshaw (1981) und Alvaro Siza (1994), die Feuerwache von Zaha Hadid, der Conference Pavillon von Tadao Ando (1993), eine Wohneinheit von Renzo Piano (2013) und das Tane Garden House von Tsuyoshi Tane (2023). Das Vitra-Geschäft, das VitraHaus (Herzog & de Meuron, 2010), präsentiert das breite Angebot an Möbeln, die von der Firma hergestellt und vertrieben werden, in einem ebenso originellen architektonischen Rahmen. Die gläsernen Giebel von schäbigen Häusern bieten einen schönen Blick auf den Vitra Campus und die umliegende Landschaft. Hier kann man etwas trinken und essen.

101077-vitrahaus-preview

Das VitraHaus, das von den Architekten Herzog und de Meuron entworfene Vitra-Geschäft. © Vitra

Attention

Beim Besuch unserer Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu, um Ihnen Inhalte und Dienste anzubieten, die genau auf Ihre Interessen abgestimmt sind.