Der Saarländische Rundfunk: grenzüberschreitender als man denkt
Vom Halberg aus informieren die Journalisten des Saarländischen Rundfunks täglich die Saarländer. Der SR spielt eine wichtige Rolle in der saarländischen Medienlandschaft und behandelt gerne grenzüberschreitende Themen.
Der Saarländische Rundfunk, der seit 1959 auf dem historischen Halberg thront, erstreckt sich über fast 20 Hektar und beschäftigt rund 800 Mitarbeitende, darunter das Orchester der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. Eine solche Struktur ist typisch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland, insbesondere für die neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Im Gegensatz zu beispielsweise France 3, dessen regionale Stationen zentralisiert für Paris arbeiten, sind die ARD-Anstalten eigenständig. Diese Stärke der Dezentralisierung zeigt sich auch in der Berichterstattung, die nicht nur die eine Million Saarländer über regionale Themen informiert, sondern auch die gesamte Großregion abdeckt.
Der Halberg, ein Ort mit viel Geschichte
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Der Halberg ist ein Ort mit Geschichte. Neben dem Schloss, das vor über 300 Jahren aus Jaumont-Stein erbaut wurde, hat der SR auch die Anlagen der ehemaligen Reichs-Rundfunk-Gesellschaft übernommen, die ein wichtiger Standort für die Rundfunkübertragung während der Weimarer Republik ab 1925. Während des Dritten Reiches wurde vom Halberg aus auch die national-sozialistische Propaganda gesendet.
1956 wurde das Saarland wieder Teil der Bundesrepublik Deutschland, und 1957 entstand der Saarländische Rundfunk, der zwei Jahre später Mitglied der ARD wurde. In den 1960er- und 1970er-Jahren entstanden die drei Radioprogramme SR1, SR2 und SR3 sowie 1964 der Fernsehsender, der ab 1972 auch in Farbe ausstrahlte. Auf der SR-Anlage gibt es auch das ZDF-Studio, dass aktuell von Susanne Freitag-Carteron geleitet wird.
Eine grenzüberschreitende Mission
Mit seinen verschiedenen Redaktionen hat der SR einen grenzüberschreitenden Journalismus etabliert, den er bis heute weiterführt. Diese Ausrichtung ermöglicht es zahlreichen deutsch-französischen Journalisten, über die saarländische und deutsche Perspektive hinauszublicken. Lisa Huth, die 2001 den Deutsch-Französischen Journalistenpreis gewann, berichtet vor allem auf SR3 über grenzüberschreitende Themen. Ihre Sendung Ici et là, die der deutsch-französischen Berichterstattung gewidmet ist, wird auch auf Antenne Saar ausgestrahlt.
„Die Saarländer haben das Gefühl international zu sein. Deshalb ist es wichtig, darüber zu berichten, was bei unseren Nachbarn geschieht“, erklärt Lisa Huth.
Die Berichterstattung über die Großregion wird nicht nur als journalistische Notwendigkeit gesehen, sondern ist auch eine Verpflichtung: Die grenzüberschreitende Berichterstattung gehört zum öffentlich-rechtlichen Auftrag des SR, der mit dem Saarland vertraglich festgelegt ist.
„Die Ausweitung der Berichterstattung auf die gesamte Großregion ist buchstäblich Teil unserer Missionen. Um Hörer, Zuschauer und Leser zu interessieren, müssen wir nach Geschichten suchen, die für die Saarländer relevant sind. Das gelingt gut, weil es viele kulturelle Gemeinsamkeiten gibt“, erklärt Anne Christine Heckmann, stellvertretende Intendantin.
In der zweimal täglich stattfindenden Redaktionskonferenz, an der alle Medienabteilungen teilnehmen, ist die Großregion ein fester Programmpunkt. Ein besonderer Fokus liegt auf Lothringen: Ein „Frankreich-Scout“ stellt alle grenzüberschreitenden Informationen vor, die nach einer sorgfältigen Recherche für die jeweiligen Redaktionen interessant sein könnten.
Grenzenlos
Der „Frankreich-Scout“ ist Teil des Frankreichpools, in dem es in Wirklichkeit um die gesamte Großregion geht. Es handelt sich um eine crossmediale Strategie: Die Redaktionen arbeiten an gemeinsamen Produktionen, tauschen Informationen aus und gewährleisten so eine kontinuierliche Berichterstattung über grenzüberschreitende Themen.
Eine Fernsehsendung profitiert besonders vom Frankreichpool: Wir im Saarland – Grenzenlos. Die Sendung wird von bilingualen Journalistinnen gestaltet und bietet eine breite Themenvielfalt – von einer Serie über die schönsten Gästehäuser im Grand Est bis hin zu Porträts von Musikern, Sportlern und Künstlern der Großregion. Auch aktuelle Themen werden durch Interviews mit grenzüberschreitenden Experten beleuchtet.
„Dieses Jahr wird der 40. Jahrestag des Schengener Abkommens einen besonderen Platz in unserer Sendung einnehmen. Dafür ist der Frankreichpool für uns eine große Hilfe“, erzählt Sven Behrmann, Journalist bei Grenzenlos.
Die deutsch-französischen Journalisten kennen die Großregion in- und auswendig und möchten diese enge Verbindung leidenschaftlich an ihr Publikum weitergeben. Das macht den SR so besonders.
© Fabian Gomond