Vogesen - Elsass - Wallonien - Mosel

Kooperationen um das Auer- und Birkhuhn vom Aussterben zu retten

Angesichts der unmittelbaren Gefahr des Aussterbens des Birkhuhns in der Wallonie und des Auerhahns in den Vogesen führen die beiden Gebiete zwar getrennte Programme durch, teilen aber ihre Erfahrungen. Der Parc de Sainte-Croix im Département Moselle nimmt an beiden Rettungsprogrammen teil.

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Eines der ersten Auerhühner, das in den Südvogesen freigelassen wurde und mit einem Sender ausgestattet ist. © PnrBV H Epiard - Ventron coq balise

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie zwar noch zahlreich im Hohen Venn und in den Vogesen, doch die Vertreter der Familie der Birkhühner sind dort innerhalb weniger Jahrzehnte nahezu verschwunden. Seit 2017 versuchen die Universität Lüttich und das Königlichen Institut für Naturwissenschaften in Brüsselversuchen, die wenigen Tiere mit schwedischen Birkhühnern zu verstärken. Die ersten neun norwegischen Auerhahn-Exemplare wurden 2024 im Regionalen Naturpark Ballons des Vosges im Süden des Massivs freigelassen.

Den Flug sichern

Beide Initiativen nutzen die Translokation, bei der gefangene Individuen in einen neuen Lebensraum umgesiedelt werden. Die Akteure des französischen Auerhuhn-Aktionsplans in den Vogesen orientieren sich dabei an den Erfahrungen Belgiens. Sie haben insbesondere die wallonische Methode zur Freilassung von Vögeln übernommen, die auch in den Niederlanden benutzt wird: Die umgesiedelten Tiere werden nach den Veterinärkontrollen in einem Tunnelzelt untergebracht. Die Tiere entscheiden selbst, wann sie nach draußen gehen, um ihren neuen Lebensraum zu erkunden.

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Fabien Diehl, Referent für den Nationalen Aktionsplan Auerhuhn im Regionalen Naturpark Ballons des Vosges. © PNRBV

„ Diese Projekte sind komplex und dauern etwas Zeit. Die Initiative in den Vogesen ist in erster Linie ein wissenschaftliches Vorhaben, das mit einer ersten operativen Evaluierungsphase von fünf Jahren beginnt. Es würde aber mindestens 15 Jahre dauern, bis das Programm sich als wirklich effektiv beweist. Die Belgier verfügen über wertvolle Erfahrungen“, erklärt Fabien Diehl, Referent für den Nationalen Aktionsplan Auerhuhn im Regionalen Naturpark Ballons des Vosges.

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Yohann Delcourt, Verantwortlicher für das Projet renforcement Tétras Lyre Hautes Fagnes an der Universität Lüttich. © Université de Liège

„Die beiden Arten sind unterschiedlich, aber die Einschränkungen, denen sie ausgesetzt sind, sind ziemlich ähnlich. Von einem Jahr zum anderen ändern sich die Bedingungen. Die Sterblichkeit ist in den ersten beiden Monaten sehr hoch und die ersten Jahre sollen dazu dienen, Informationen zu sammeln, um später zu wissen, wo man was verändern kann, um die Überlebensrate zu verbessern“, bestätigt Yohann Delcourt, Verantwortlicher für das Projet renforcement Tétras Lyre Hautes Fagnes an der Universität Lüttich.

Prädation und menschliche Pandemie

In Wallonien stieg der Birkhuhnbestand zwischen dem Beginn der Verstärkungskampagne 2017 und 2020 bei den Frühjahrszählungen von 5 auf 12 Männchen (da Hennen sehr unauffällig sind, werden bei der Zählung die Hähne berücksichtigt, da die Population auf Parität geschätzt wird). Bis 2022 sank die Zahl der Hähne wieder auf 5. Witterungsbedingungen, Prädation sowie die Aussetzung der Verstärkung während der Gesundheitskrise scheinen die Hauptfaktoren zu sein, die für den Tiefpunkt verantwortlich gemacht werden können. Die Zahl der gezählten Männchen stieg bis 2024 wieder auf 14 an, was einer jährlichen Verstärkung von 35 Vögeln (Männchen und Weibchen) bei voller Auslastung entspricht. Angesichts dieser Schwankungen scheint es, dass ein Dutzend Männchen (d. h. insgesamt 20 bis 30 Tiere) nicht ausreicht, um die Lebensfähigkeit der Population in dem fast 8.000 Hektar großen betroffenen Naturgebiet im Hohen Venn in Ostbelgien zu gewährleisten.

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Birkhuhn in seinem Lebensraum aus Heiden und Torfmooren, im Hohen Venn. © Didier.Vangeluwe - IRScNB-ULiège

Das Auerhuhn in die Vogesen zurückbringen

In den Vogesen sind sechs der neun norwegischen Auerhühner, die im Sommer 2024 freigelassen wurden, seitdem gestorben. Die Überlebensrate liegt nahe am Durchschnitt in anderen Teilen Europas, bei etwa 50 %. „Die Vögel reagieren empfindlich auf Stress, der sich in der Regel in den ersten drei Monaten auswirkt. In den Vogesen hatten wir nach vier Monaten eine Überlebensrate von 100 %. Die Quote wäre wahrscheinlich besser, wenn wir mehr Vögel freilassen würden“, merkt Fabien Diehl an.

Birk- und Auerhühner werden mit Sendern ausgestattet und durch Telemetrie genau verfolgt. Das mit 200.000 Euro für fünf Jahre ausgestattete Experiment in den Vogesen bringt bereits eine ganze Reihe von Erkenntnissen. Die umgesiedelten Auerhühner haben sich kaum bewegt, und wenn, dann ohne sich zu verlaufen. Langfristig soll das Auerhuhn die 60.000 Hektar seines historischen Verbreitungsgebiets zurückerobern, die sich größtenteils in öffentlichen Wäldern der Hautes-Vosges befinden.

„Die Stichprobe ist klein, aber es ist das erste Mal, dass ein europäisches Programm so ehrgeizig ist. Die hohe Qualität der Überwachung wird interessante Antworten auf die wissenschaftlichen Hypothesen liefern“, meint Anthony Kohler, zoologischer Direktor des Parc de Sainte-Croix und Koordinator des Erhaltungsprogramms der Europäischen Vereinigung der Zoos und Aquarien für drei Arten von Auerhühnern. Neben dem Auer- und dem Birkhuhn ist auch das Haselhuhn betroffen. Die in den Vogesen vorkommende Art ist dort vom austerben bedroht.

Zuchtpläne

Im Vogesenpark Sainte-Croix werden seit 1998 Auerhühner gezüchtet. Der Nachwuchs trägt zu Erhaltungsprogrammen in Spanien, Polen und der Tschechischen Republik bei. Sainte-Croix berät und begleitet bereits das Experiment in den Vogesen in Bezug auf den Fang und die gesundheitlichen Dimensionen. Bis Ende Januar wird der Park auch die belgischen Partner, die an der Stärkung des Birkhuhns beteiligt sind, begleiten, diesmal auf der Ebene der Zucht, die als sinnvolle Ergänzung zur Translokation erscheint. Die Vogesen ziehen dies übrigens auch in Betracht.

Regenschirm-Art

Die Aktion zur Stärkung des Auerhuhns in den Vogesen wurde bei ihrem Start kontrovers diskutiert. Einige Naturschützer waren der Meinung, dass die Aktion zum Scheitern verurteilt sei. „Es gab keinen wissenschaftlichen Konsens und die Entscheidung wurde politisch: Die Präfektin und die regionalen Abgeordneten haben sich für die Verantwortung entschieden, nichts zu tun. Aber die Vorstudie hat insbesondere gezeigt, dass die Erhaltung des Auerhuhns als Schirmart ein Hebel ist, um viele andere Arten zu schützen“, erinnert Fabien Diehl.

In Wallonien stieß die Aktion nicht auf denselben Widerstand: „Ein solches Projekt kann keine hundertprozentige Erfolgsgarantie haben. Das Risiko des Scheiterns ist inhärent. Aber man muss ihm Zeit geben, sich zu entwickeln, um zu sehen, ob es Bestand hat“, merkt Yohann Delcourt an. Anthony Kohler betont: „Das Auer- und das Birkhuhn sind zwei patrimoniale Arten. Wenn die ergriffenen Maßnahmen nicht funktionieren, haben wir nichts zu bedauern. Aber angesichts des allgemeinen Zustands der biologischen Vielfalt müssen wir es versuchen, für die zukünftigen Generationen.“

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