Ars Mechanica in Lüttich: Die Kunst und Technik eines Weltkonzerns
Der heutige wallonische Marktführer im Verteidigungsbereich, FN Browning, wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Herstal bei Lüttich geboren. Das Museum der Schönen Künste der Stadt zeichnet ab dem 25. April dieses Epos nach, das sowohl belgisch sowie global ist, und Geschichte, Industrie, Technologie und Kultur miteinander verbindet.

Im Mittelpunkt stehen leichte Waffen, aber auch alte Autos und Motorräder, Motoren für die Luft- und Raumfahrt, Sportartikel usw. Das Museum der Schönen Künste in Lüttich, La Boverie, zeigt ab Freitag, dem 25. April, bis zum 27. Juli eine Ausstellung, die in seinen Mauern auffält: „Ars mechanica, la force d'innover“ (Ars mechanica, die Kraft der Innovation). In Wirklichkeit veranschaulichen die technischen Objekte, von denen einige zum ersten Mal gezeigt werden, sowie Gemälde, Plakate und Skulpturen von Künstlern wie Gustave Courbet, Edgar Paxson oder François Pompon die Geschichte eines Konzerns mit internationaler Dimension, FN Browning, der vor 135 Jahren in Herstal, einer Gemeinde an der Grenze zu Lüttich, gegründet wurde.
Zufall des Kalenders, Mitte April, mit dem Hintergrund der geopolitischen Neuordnung, kündigten die FN Browning Group, die seit 1997 im Besitz der Region Wallonien ist, und der französische Militärminister die Übernahme des Herstellers von Patronen für Jagd- und Sportwaffen Sofisport mit Sitz in Paris an. Ziel ist es, über die Integration der Produktion von Kleinwaffen und der Herstellung von Munition einen führenden europäischen Rüstungskonzern zu schaffen. Ein aktuelles Thema, das wie ein Echo des Epos klingt, das die Ausstellung Ars Mechanica wieder aufleben lässt.
Der Amerikaner Browning stirbt in Herstal
Diese zeugt vom menschlichen Know-how und Erfindergeist in den verschiedensten Bereichen, von den Brücken die zwischen Europa und den Vereinigten Staaten geschlagen wurden, sowie von der industriellen und sozialen Vergangenheit des Lütticher Beckens. Mit ihr sind die Marken FN, Browning und Winchester verbunden. Der Ausgangspunkt geht auf das Jahr 1889 zurück, als Büchsenmacher aus der Region Lüttich die spätere Fabrique Nationale (FN) für Kriegswaffen in Herstal gründeten. Weniger als zehn Jahre später bietet ihr John Moses Browning die Lizenz zur Herstellung seiner automatischen Pistole mit einem Kaliber von 7,65 mm an. Der Amerikaner starb 1926 während seines 61. Aufenthalts in der Wallonie in Herstal an einem Herzinfarkt. Zu seinem Gedenken wurde in der Fabrik ein Trauertag abgehalten.
Mauser, Browning, FN Uzi, FN Barracuda, Winchester... Der Katalog der Waffen ist vielsagend. Während des Zweiten Weltkriegs verließen zwei ehemalige Direktoren der FN Herstal Belgien, um mit französischen Industriellen die Pariser Waffenmanufaktur mitzugründen. Sabotageakte von Mitarbeitern der FN, die beschlagnahmt wurde, um die Deutsche Waffen und Munitionsfabriken (DWM) zu werden, wurden dort hart bestraft.
Weltrekorde mit Motorrädern
Dennoch beschränkten sich die Aktivitäten des Unternehmens nicht auf die Rüstung. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellte die FN Herstal auch Fahrräder und Autos her. Bis Mitte der 1960er Jahre verließen Motorräder und Seitenwagen die Fabriken. Eines durchquerte zum ersten Mal die Sahara, andere brachen Weltrekorde. Die „Saroléa“ und die „Gillet“ wurden hingegen „Les demoiselles de Herstal“ genannt. Die FN produzierte auch Nutzfahrzeuge oder ein motorisiertes Dreirad für die Luftlandetruppen... unter Andere.
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“
FN Herstal -die im Juni 2024 in FN Browning group umbenannt wurde- beschäftigte allein an ihrem Standort in Lüttich bis zu 10.200 Arbeiter. Auch die in der Boverie ausgestellten Archive und Fotos zeugen von dieser wirtschaftlichen und sozialen Vergangenheit. So wie der große Streik der FN-Arbeiterinnen, der 1966 die von der berühmten belgischen Juristin Eliane Vogel-Polsky aufgestellte Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ populär machte.

Anfang des 20. Jahrhunderts produzierte FN Herstal unter anderem auch Autos, Motorräder und Beiwagen. ©FondationArsMechanica
Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen FN Browning group, der Stadt Lüttich und dem Centre international d'art et de culture. DR